Ein Gastbeitrag von Ronald Hindmarsh
Kurze Geschichte der Systemischen Klopfakupressur
Nach der Erfindung der modernen Klopfakupressur durch Dr. Roger Callahan (TFT - Thought Field Therapy) Anfang der 1980er Jahre eröffnete die Weiterentwicklung in Gestalt einer Standardisierung und Vereinfachung des Klopf-Protokolls durch Gary Craig Mitte der 1990er eine einfache Selbstanwendung der Klopfakupressur. Das Basisprotokoll (“basic recipe”), bestehend aus Einwertung der subjektiven Belastung, Einstimmungssatz, Erinnerungssätzen sowie einer vorgegebenen Auswahl der zu klopfenden Punkte passte auf eine Seite.
Eine im Internet gefundene Kurzanleitung mitsamt erfolgreicher Selbstanwendung waren es auch, die mich im Sommer 2004 auf die Klopfakupressur aufmerksam gemacht haben. Seitdem hat mich diese Methode stetig begleitet, bis hin zur eigenen Praxis als Heilpraktiker für Psychotherapie und der Entwicklung der Systemischen Klopfakupressur seit 2007.
Die Systemische Klopfakupressur ist eine Weiterentwicklung von Gary Craig’s EFT (Emotional Freedom Techniques). Sie bezieht nicht nur eigene Emotionen sondern auch die emotionale Besetzung von Beziehungen als “systemische Aspekte” in die Bearbeitung mit ein. Systemische Aspekte begründen nach meiner Beobachtung oft schwerwiegende Einwände oder Blockaden bei der Arbeit mit Klopfakupressur.
Zur effizienten Bearbeitung wird in der Systemischen Klopfakupressur das "Wir-Klopfen" genutzt. Das Wir-Klopfen basiert auf der Beobachtung regelmäßig sehr ähnlicher (“verbindender”) belastender Emotionen zwischen nahestehenden Personen. Teilt man etwa eine Traurigkeit mit seiner Mutter, so reicht es nicht, nur den Aspekt der eigenen Traurigkeit zu bearbeiten. Statt
Meine Traurigkeit und ich bin OK wie ich bin wird somit
Unsere Traurigkeit und wir sind OK wie wir sind und unsere Verbundenheit bleibt bestehen
geklopft.
Auf diese Weise bewirkt das Wir-Klopfen die spezifische Benennung des ursächlichen Aspekts: Es war nämlich die Wahrnehmung der Traurigkeit der Mutter, die einen selbst hat traurig werden lassen! Das Wir-Klopfen eröffnet somit die effiziente Bearbeitung transgenerationaler emotionaler Belastungen und Traumata.
Eigene Erfahrungen
Ich habe die Systemische Klopfakupressur von Anfang an auch für mich selbst angewendet. Dies gestaltete sich zunächst ausgesprochen zäh. Wie viele Selbstanwender hatte ich schon zu Beginn der Arbeit mit EFT* meine “kleinen Probleme” mehr oder weniger erfolgreich bearbeitet. Was übrig blieb, erschien entweder nicht auflösbar oder war überhaupt nicht erkennbar (“blinde Flecken”). Beides sind, wie ich heute denke, Hinweise auf den Prozess behindernde systemische Aspekte.
Anfangs konnte ich nicht einmal deutlich erkennbare Belastungen selbst auflösen. Als Coach war ich wesentlich erfolgreicher, aber im Coaching konnte ich eine Aussenperspektive auf das Geflecht emotional-systemischer Verflechtungen in den Prozess einbringen, die ich als Selbstanwender naturgemäß nicht hatte. Mit wachsender Erfahrung erkannte ich häufig vorkommende “Standard-Situationen”, die zur Entwicklung des Modells der Systemischen Ebenen und entsprechender Standard-Satzvorlagen führte. Mit diesem Rüstzeug gelangen dann die ersten Selbstanwendungs-Erfolge.
Die nicht erkennbaren Belastungen waren damit jedoch noch immer nicht in Reichweite der Selbstanwendung. Wie sollte man etwas selbst bearbeiten, was allenfalls Andere erkennen können?
Vage Formulierungen
Dass Aspekte nicht erkennbar sind bedeutet nicht, dass sie nicht wirksam wären, im Gegenteil!
Nicht oder nicht deutlich sichtbare Aspekte können allein aufgrund ihrer offensichtlichen Wirksamkeit mit Hilfe vager Formulierungen angesprochen werden. Vage Formulierungen beschreiben Aspekte spezifisch, ohne dabei explizit zu werden. So lässt sich das unterbewusst vorhandene Wissen um die Wirksamkeit für die Bearbeitung nutzen:
Was auch immer das für eine Belastung ist, mein Unterwusstes kennt sie ganz genau…
Systemische Aspekte können unter Berücksichtigung des Modells der Systemischen Ebenen formuliert werden, etwa
Wer auch immer dazu gehört, wir sind OK ... oder
Ihr von der anderen Seite, bitte seid jetzt mit uns …
Vage Formulierungen haben sich sowohl im Coaching als auch in der Selbstanwendung als sehr hilfreich herausgestellt. Ihre Anwendung setzt allerdings ein gewisses Maß an Erfahrung in der Arbeit mit Klopfakupressur voraus.
Wächter-Technik
Ein Nicht-Erkennen oder Nicht-Fühlen von Aspekten kann auch als Ergebnis einer schützenden Intention verstanden werden.
Im Coaching mit Systemischer Klopfakupressur wird dafür mit der Wächter-Technik gearbeitet.
- Vor der Selbstanwendung der Wächter-Technik möchte ich an dieser Stelle warnen, sofern man keine oder nur wenig Erfahrung als Coach mit der Systemischen Klopfakupressur hat!
Schützende Intentionen haben immer einen triftigen Grund:
Das, was eigentlich nicht hochkommen soll, kann sehr heftig werden, wenn es doch heraufbeschworen wird.
Falls man hier zeitnah weiterarbeiten möchte, empfehle ich die Hinzuziehung eines Coachs. Im Coach-Finder des KLOPF-Tutorials können über das Suchkriterium “Systemische Klopfakupressur” entsprechende Coachs gefunden werden.
Erfahrungen von Seminarteilnehmern
Mittlerweile liegen viele - stark überwiegend gute - Selbstanwendungs-Erfahrungen von ehemaligen Seminarteilnehmern vor.
Allerdings muss man hier auch sehen, dass sie bereits im Seminar und/oder als Coachees mit der Methode aktiv in Berührung gekommen und selbst als Coachs regelmäßig damit unterwegs sind.
Zusammenfassung
Die Selbstanwendung der Systemischen Klopfakupressur ist grundsätzlich möglich und kann je nach Kompetenz des Anwenders sehr effizient sein.
- Aus meiner Sicht dürfte die Selbstanwendung des Wir-Klopfens für Personen, die bereits mit EFT* gearbeitet haben, unproblematisch sein.
- Die Nutzung vager Formulierungen setzt aus meiner Sicht gute Fähigkeiten zur Selbststabilisierung sowie ein Mindestmaß an Coaching-Erfahrung voraus.
- Das Wächter-Klopfen setzt, wie schon erwähnt, eine profunde Erfahrung in der Anwendung der Systemischen Klopfakupressur als Coach voraus.
Ausprobieren und Feedback geben
Wer die Selbstanwendung der Systemischen Klopfakupressur ausprobieren möchte ist hierzu herzlich eingeladen!
Das online einsehbare Klopf-Tutorial enthält nähere Beschreibungen der Systemischen Klopfakupressur in Form von Webinar-Aufzeichnungen, Fachartikeln und Fallbeispielen. An einer strukturierten Aufstellung systemischer Sätze arbeiten meine Kollegin Regine Kroll und ich derzeit. Die zurzeit ergiebigste Quelle für systemische Sätze (im Kontext eines Coachings) dürfte ein kommentiertes Audiobeispiel sein.
Wir und alle Anwender der Systemischen Klopfakupressur freuen uns über Feedback! Hierzu gibt es diverse Kanäle, z.B. die Facebook-Gruppen Systemische Klopfakupressur und Klopf Kongress Austausch, sowie unser KLOPF-Tutorial Forum.
Ronald Hindmarsh ist Heilpraktiker für Psychotherapie und Ausbilder für Klopfakupressur.
Seit Beginn meiner Heilpraktiker-Tätigkeit in 2005 habe ich die EFT-basierte Klopfakupressur als zentrale Methode in meiner Praxis verwendet. Meine Beobachtungen bei der Anwendung mit "ADHS-Kindern" haben mich 2007 zur Weiterentwicklung des EFT zur Systemischen Klopfakupressur geführt. Seit 2012 biete ich Seminare zur Systemischen Klopfakupressur an, seit 2016 zusammen mit meiner Kollegin Regine Kroll auch Ausbildungen nach DACH-Verband für Klopfakupressur e.V.
Regine Kroll und ich betreiben das KLOPF-Tutorial als offene Quelle und Diskussionsplattform für Klopfakupressur in Therapie, Coaching und Selbstanwendung.
Webseite: Hindmarsh
und
Webseite: KLOPF-Tutorial
Danke Michaela, dass Du das systemische Klopfen nochmal in Deinem Blog aufnimmst. Ich hab erstmals davon durch Deinen Kongress gehört und finde die Idee nach wie vor sehr ansprechend.
Ich wünsche Dir ein ganz schönes, buntes Oster-Wochenende.
Sabine
Hallo Sabine,
wenn du „mehr“ wissen möchtest, dann findest du in den Links noch weitere Infos.
In diesem Jahr wird es auf dem Klopf-Kongress wieder eine Neuigkeit zur Systemischen Klopfakupressur geben.
Aber bis dahin ist noch viel Zeit für Vorfreude. 😉
Liebe Grüße & auch dir schöne Ostern
Michaela
Liebe Michaela
Ich bedanke mich von ganzen Herzen für Deine tollen Beiträge , wie man weiterkommt und sich selbst besser helfen kann , es gibt auch Menschen die sich die ganzen Kurse nicht leisten können , auch dafür machst Du sehr viel, ich wünsche Dir viel Glück und Erfolg weiterhin
Liebe Grüsse
Dankeschön, liebe Tayana.
Das war genau mein Ziel: Informationen zur Verfügung zu stellen, damit jeder lernen kann, sich besser zu fühlen – unabhängig vom Geldbeutel. ?
Liebe Grüße
Michaela