Vielleicht hast du schon mal gehört, dass oft von Zwiebelschichten gesprochen wird, die wir nach und nach mit Klopfakupressur „abziehen“, indem wir sie nacheinander beklopfen und auflösen.
Hast du dich schon mal gefragt, warum wir ein Thema oft nicht in einem Rutsch komplett auflösen können?
Warum es aus verschiedenen Schichten besteht?
Dazu fällt mir das Spiel „ich packe meinen Koffer“ ein, dass du vermutlich kennst.
Dabei geht es darum, das jeder Mitspieler zusätzlich etwas in den Koffer packt und – bevor man selbst etwas reinlegt – aufzählt, was schon im Koffer ist.
Das geht so:
Marie: ich packe meinen Koffer und nehme eine Zahnbürste mit.
Lisa: ich packe meinen Koffer und nehme eine Zahnbürste und meinen blauen Elefanten mit.
Marie: ich packe meinen Koffer und nehme eine Zahnbürste, meinen blauen Elefanten und einen Zimtstern mit.
Lisa: ich packe meinen Koffer und nehme eine Zahnbürste, meinen blauen Elefanten, einen Zimtstern und meine Spielkonsole mit.
Marie: ich packe meinen Koffer und nehme eine Zahnbürste, meinen blauen Elefanten, einen Zimtstern, meine Spielkonsole und eine grüne Tomate mit.
Es wird so lange gespielt, bis jemand etwas vergessen hat – dann geht es meist von vorne los.
Wir haben dieses Spiel früher oft gespielt und manchmal war der Koffer pickepackevoll mit den witzigsten Sachen.
So hat „Gedächtnistraining“ Spaß gemacht.
So ähnlich ist es mit unseren Emotionen auch!
Nur, dass wir sie nicht in einen Koffer packen, sondern dass sie in Schichten übereinander liegen und uns das meist nicht bewusst ist.
Das ist auch ein Grund dafür, dass es so viele "Zwiebelschalen" gibt und – wenn ein Gefühl aufgelöst ist – ein anderes zum Vorschein kommt.
Nehmen wir an, du bist wütend auf dein Kind, weil das Zimmer wieder mal nicht aufgeräumt ist und wie ein Saustall aussieht.
Zu diesem „wütend sein“ gehört vermutlich noch viel mehr, wie z.B.
Die Liste lässt sich quasi bis ins Unendliche verlängern.
(Die Grafik wird durch einen "Klick" größer)
Jeder dieser Punkte kann weitere Emotionen mit sich bringen
Nehmen wir den ersten Punkt:
Du fühlst dich nicht ernst genommen, weil du es schon 100x gesagt hast – sich aber nichts ändert
Das waren jetzt nur ein paar Beispiele zu einer Emotion und du merkst schon, dass sehr viele Zwiebelschichten übereinander liegen können.
Und auch die Emotionen dieser zweiten Schicht können wieder mit anderen Emotionen oder Erinnerungen verbunden sein.
Soweit die Theorie.
In der Praxis ist es oft so, dass du z.B. wütlich bist – eine Mischung aus wütend und ärgerlich. Oder enttrig (enttäuscht und traurig). Oder schämtend (schämen und wütend).
Oder oder oder.
Das heißt, du startest direkt mit einem Doppel- oder Mehrfachpack an Emotionen.
Auch jede dieser Emotionen kann aus mehreren Ebenen bzw. Schichten bestehen.
Wie löst du jetzt diese Schichten am besten?
Du hangelst dich beim Klopfen von Emotion zu Emotion, bzw. von einer Wahrnehmung zur nächsten.
Das können Gedanken, Emotionen, Körperreaktionen, Gefühle, Gerüche, visuelle Eindrücke, Geschmäcker, taktile Eindrücke, … sein.
Nimm dir einen großen Moment Zeit, einige Blätter Papier und einen Stift.
Jetzt schreib dir zu einer Situation auf, was für dich darunter steckt, so wie du es im Beispiel gesehen hast.
Wenn du merkst, dass dich das aufschreiben stresst und du emotional wirst, dann fang sofort an zu klopfen, ohne etwas dabei zu sagen – entweder alle Punkte der Reihe nach durch oder den Schlüsselbeinpunkt.
Konzentriere dich erst dann wieder auf diese Situation und die darunterliegenden Emotionen, wenn du entspannter(er) bist.
Schreib jetzt zu jedem Punkt weitere Unterpunkte auf.
Ich fühle mich nicht erst genommen -> traurig, dass ich nicht ernst genommen werde
Ich fühle mich nicht erst genommen -> wütend, dass meine Meinung nicht zählt
Ich fühle mich nicht erst genommen -> fühle mich einsam
Ich fühle mich nicht erst genommen -> …
Ich bin wütend, dass man mir nicht zuhört -> denke an das ständige Piepen in meinem Ohr
Ich bin wütend, dass man mir nicht zuhört -> Gedanke: ich muss mir immer alles anhören
Ich bin wütend, dass man mir nicht zuhört -> Körperreaktion: Faust im Magen
Ich bin wütend, dass man mir nicht zuhört -> …
Dann schau dir jeden Unterpunkt genau an und spür nach, ob noch etwas darunter liegt und – wenn ja – was es ist.
Wiederhole diesen Prozess so lange, bis du alles aufgeschrieben hast, was dir dazu einfällt und du anfängst, etwas zu wiederholen.
Jetzt bewerte jeden Punkt, jeden Unterpunkt, jeden Unterunterpunkt usw. mit einem Wert auf der Stressskala und schreib ihn dahinter.
Ich fühle mich nicht erst genommen 8
traurig, dass ich nicht ernst genommen werde 5
wütend, dass meine Meinung nicht zählt 3
fühle mich einsam 6
WENN du es dir zutraust – sonst fang mit dem Kleinsten an oder such dir Unterstützung! – startest du mit dem Punkt, der den größten Stresswert auf der Skala hat und klopfst so lange, bis er aufgelöst ist.
Dann gehst dann zum Punkt mit dem zweitgrößten Stresswert, klopfst den so lange, bis er neutralisiert ist, und gehst zum nächsten Punkt.
Das wiederholst du so lange, bis keine Belastung mehr vorhanden ist.
Denk dran: du musst nicht alles an einem Tag machen und oft sinkt die Belastung von Punkten (Aspekten), die du noch nicht bearbeitet hast, weil der Punkt mit einem anderen verknüpft war.
Gesamtbelastung der Situation senken
Alternativ bzw. um die Gesamtbelastung zu senken, kannst du auch ein paar Runden klopfen, für die du „alles“, bzw. alle Aspekte und Punkte gedanklich in eine Box, einen Container, eine Kiste, einen Koffer, einen Rucksack,… packst und „all das“ klopfst.
Auch wenn ich diese (dunkle, schwere,..?) Box habe
Auch wenn es diesen (schweren,..?) Überseecontainer in meinem Leben gibt
Auch wenn ich diese Kiste mit dem ganzen Ballast habe
Auch wenn ich diesen vollgestopften Koffer hinter mir herziehe
Auch wenn ich diesen (pieksigen?) Rucksack mit mir rumtrage
Im Beispiel nehme ich "den schweren Rucksack".
Wenn dir der Container oder Koffer mehr liegt, dann nimm den.
Handkante:
Auch wenn ich diesen sauschweren Rucksack mit mir rumtrage, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
Auch wenn ich ständig diesen Rucksack mit mir rumschleppe, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
Auch wenn ich diesen Rucksack durch mein Leben trage, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
Augenbraue: der sauschwere Rucksack
neben dem Auge: dieser Rucksack
unter dem Auge: der (farbige?) Rucksack
unter der Nase: all das in dem Rucksack
unter der Lippe: der blöde Rucksack
Schlüsselbein: dieser volle Rucksack
auf dem Kopf: der Rucksack
Augenbraue: der Rucksack ist so schwer
neben dem Auge: der Rucksack
unter dem Auge: mein Rucksack
unter der Nase: dieser Rucksack
unter der Lippe: der Rucksack
Schlüsselbein: der schwere Rucksack
auf dem Kopf: der Rucksack
nachspüren:
Ist der Rucksack immer noch gleich schwer oder hat er sich verändert?
Hat er eine andere Form, Farbe, Gewicht?
War er vorher stachelig und drückt jetzt nur noch?
Pass an, was du an den Klopfpunkten sagst, wie z.B.
Augenbraue: der schon leichter gewordene Rucksack
neben dem Auge: dieser Rucksack
unter dem Auge: der drückende Rucksack
unter der Nase: der relativ schwere Rucksack
unter der Lippe: der Rucksack
Schlüsselbein: dieser drückende Rucksack
auf dem Kopf: der Rucksack
usw.
Nachdem du das einige Runden geklopft hast, schau dir wieder deine Unterlagen an und bewerte alle Punkte bzw. Aspekte noch einmal in der Intensität.
Was hat sich verändert?
Schreib mir doch im Kommentar, was du bei dir gesehen hast.
Ich bin Energetischer Coach und seit 2015 die Organisatorin vom Klopf-Kongress.
In meiner reinen Online-Praxis begleite ich Menschen mit chronischen Schmerzen auf ihrem Weg in die Schmerzfreiheit.
Mit meine Klienten fokussierte ich mich auf das Finden der Ursache(n) für die Beschwerden, um sie dann aufzulösen und dauerhaft loszulassen.
Gerne unterstütze ich dich auch bei deinem Thema.
Toller Blog, Michaela. Ich möchte noch etwas hinzufügen zur emotionalen Schicht Schock, meiner Spezialisierung, wie viele wissen. Schock ist keine weitere Zwiebelschicht, sondern eine harte Schale. Ich erkläre den emotionalen Zustand Schock gerne mit dem Bild eines Eis. Wenn man die Eierschale (Schockmoment in einem spezifischen Ereignis) klopft – zum Beispiel mit TBT – zeigen sich erst die anderen Emotionen. Das erklärt, weshalb es nach effektivem Klopfen von Schock noch mal zu Wellen von Traurigkeit und Wut kommen kann. Das Klopfen dieser im Innern des Eis „verpackten“ Emotionen konnte bis dahin nicht ganz effektiv sein, weil die Schale noch vorhanden war. Bricht man die Schale auf, können sie sich das erste Mal richtig zeigen. So kommt es oft vor, dass Klienten mir sagen, dass sie nach TBT, wenn es z. B. um Verlust/Tod ging, noch mal richtig getrauert haben. Dann findet man die Zwiebel im Ei – um bei beiden Bildern zu bleiben! Einen schönen Samstag allen!
Danke für die wichtige Ergänzung, Maya.
Die Analogie mit dem Ei gefällt mir gut. Die Schale ist auch ein Schutz, um die Emotionen nicht alle auf einmal spüren zu müssen. Darum macht es Sinn, solche Themen nicht alleine zu bearbeiten, sondern sich Hilfe zu holen.
Liebe Grüße
Michaela
liebe Michaela,
die emotionale Rucksack Übung ist wunderbar,auch die andern Behältnisse eine gute alternative.vielen lieben dank,ich schätze deine arbeit sehr.
liebe grüsse ruth
Dankeschön, liebe Ruth. Das freut mich, dass dir die Übung gefällt.
Natürlich kannst du zur Abwechslung auch mal die anderen „Behälter“ nehmen. Je nachdem, wie es gerade passt.
Liebe Grüße
Michaela
Liebe Michaela,
danke für einen weiteren sehr wichtigen und hilfreichen Beitrag. Diese verzwiebelten Emotionen können einen manchmal genau so zum Heulen bringen wie die Zwiebel selbst.
Und genauso wie es hilft, die Zwiebel mit einer Gabel von sich weg zu halten, damit die scharfen Dämpfe einem nicht so viel Tränen in die Augen treiben, ist es auch sehr hilfreich, sich seine Emotionen mit einem gewissen Abstand anzuschauen und die Schichten, soweit sie einem bewusst werden, aufzulisten. Gute Anregung!
Zu dem Satz „Ich fühle mich nicht ernst genommen“ noch eine kleine Anmerkung. Ich selbst bin lange mit dem Gedanken „Ich fühle mich nicht gesehen/ wahrgenommen“ herumgelaufen und auch jetzt kommt dieser Gedanke manchmal noch gewohnheitsmäßig auf.
Dank der Beschäftigun mit Gewaltfreier Kommunikation habe ich inzwischen gelernt besser zwischen Gefühlen und Gedanken zu unterscheiden. Das ist sehr nützlich, wenn man mit seinen Gefühlen arbeiten möchte.
Aussagen wie „Ich fühle mich nicht ernst genommen/gesehen/geschätzt“ etc. sind keine Gefühle, es sind Interpretationen von Erfahrungen durch unseren Verstand. Die Interpretation löst dann erst ein Gefühl aus.
So bin ich dann auch erst allmählich dahintergekommen, dass mein eigentliches Gefühl hinter dem „Ich fühle mich nicht gesehen“ eine Mischung aus Traurigkeit und Scham ist, die ich mit Wut überdecke, um die damit verbundene Ohnmacht nicht so spüren zu müssen. ( Zwiebel ick hör Dir trapsen! 🙂 )
Wenn man diese Klarheit gewonnen hat, kann man schneller „in medias res“ gehen.
Vielen Dank für super Inspirationen mit dem Rucksack. Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen, das gesamte Gepäck auf einmal anzugehen. Mal sehen wie das wirkt.
Liebe Grüße und Dir eine schöne Woche. Sabine
Liebe Sabine,
danke für den Hinweis, auch bei „Ich fühle mich nicht ernst genommen/gesehen/geschätzt“ ganz genau hinzuschauen. Dein persönliches Beispiel macht das noch mal richtig klar und ich vermute, darin finden sich auch andere Leser wieder.
Es wäre schön, wenn du mir berichtest, wie das „Rucksack klopfen“ für dich war.
Liebe Grüße
Michaela
Liebe Michaela,
hier die gewünschte Rückmeldung zum Rucksack-Klopfen. Interessanterweise habe ich folgendes wahrgenommen: beim Durchklopfen der Punkte hat sich nicht viel verändert, als ich aber wieder bei der Handkante war und den Satz „Auch wenn ich immer noch diesen Rucksack mit mir rumtrage, der schon etwas leichter geworden ist, liebe und akzeptiere ich mich wo wie ich bin.“ klopfte, musste ich breit lächeln und die Schwere ließ tatsächlich etwas nach.
Ich glaube, dass dieser Satz eine gute Schablone für mich ist, egal was ich gerade klopfe, weil ich mit dem direkten Bestätigen, dass etwas noch da, aber schon etwas weniger schwer ist, mir zum einen selbst die Anerkennung dafür gebe, dass ich aktiv etwas tue, um mir gut zu tun und dass ich mir erlaube, dass weiterhin eine Last da ist und damit die Erwartung rausnehme.
Du kommst immer wieder mit guten Ideen um die Ecke.
Vielen Dank, meine Liebe!
Herzliche Grüße
Sabine
Liebe Sabine,
danke für deine Rückmeldung!
Wie gut, dass du nicht nach einer Runde klopfen aufgehört hast, „weil sich nicht viel verändert hat“, sondern dran geblieben bist und weitergeklopft hast.
Und dann merken durftest, dass es sich gelohnt hat, weil es doch leichter wurde. Klasse.
Möge der Rucksack immer leichter werden.
Liebe Grüße
Michaela
Liebe Michaela, dein Blog ist wieder mal sehr sehr klug. Allerdings liegt da schon wieder für mich der Hase im Pfeffer: Ich nicke und bin begeistert – und denke schon wieder mal, dass es reicht, die Zusammenhänge zu verstehen und vergesse ganz aufs Klopfen… Der Rucksack ist übrigens ein ganz kluger Behälter, weil er wirklich versinnbildlicht, dass man diese ganzen emotionalen Sachen immer mit sich mitschleppt…..
Liebe Grüße Christine
Liebe Christine,
die Zusammenhänge zu verstehen kann auch sehr hilfreich sein.
Dass du dir bewusst bist, dass du nicht klopfst, obwohl es eine gute Idee wäre, ist doch auch schon was.
Schön, dass dir das Beispiel mit dem Rucksack gefällt.
Liebe Grüße
Michaela