Warst du schon mal schockiert über deine eigene Reaktion

wenn dich deine eigene Reaktion schockt

Wurdest du schon mal von deiner eigenen Reaktion überrascht?
Oder vielleicht schockiert?
Du hast dich mit deiner Reaktion selbst total verblüfft und kannst immer noch nicht glauben, dass du wirklich so reagiert hast?

Mir ist das so ergangen und ich möchte es gerne mit dir teilen.
Wenn ich daran zurückdenke, bin ich immer noch baff.

Dafür muss ich ein paar Schritte zurückgehen.

Im letzten Jahr habe ich einen Bericht über Adrian gesehen – einen Jungen, der sich seine Haare lang wachsen ließ und deswegen von seinem Umfeld verspottet wurde.
Was er niemandem erzählt hat, war, dass er sie für einen guten Zweck spenden wollte.

Aus den gespendeten Haaren werden Perücken für krebskranke Kinder hergestellt, die sich normalerweise keine Echthaarperücken leisten könnten. 
Für 4 Haarspenden und 360€ an Geldspenden bekommt ein Kind kostenlos eine Echthaarperücke.

Die Geschichte hat mich sehr berührt und mir war direkt klar: das mache ich auch!

Für eine Perücke kann man nicht einfach „abends einen Frisörsalon durchfegen“ und hat genug Haare.
Sie müssen lang sein – je nach Perückenhersteller liegen die Anforderungen bei 30cm Haarlänge und mehr.

Da meine Haare ziemlich lang waren, mir auf den Zeiger gingen und ich sowieso etwas ändern wollte, war das für mich DIE Lösung:
Ich spende meine Haare!

Gesagt, getan. Die Frisörin wusste, was ich vorhatte.

Bevor die Schere angesetzt wurde, war das Maßband dran.
Mir war klar, dass jeder Zentimeter mehr besser ist, aber ich wollte auch keine ganz kurzen Haare, wie Adrian sie hinterher hatte…
Ich dachte, sie wären lang genug.

Pustekuchen.

30cm sind doch ne ganze Menge und ich hätte dann deutlich kürzere Haare gehabt, als geplant und gewollt.

Also stand ich vor der Entscheidung:

- sicherstellen, dass sie wirklich lang genug sind und mit relativ kurzen Haaren rumlaufen
- die Haare noch einige cm (und Monate) wachsen lassen und erst später abschneiden
- oder sie jetzt "nur" kürzer schneiden und eben nicht spenden

Ich halte mich nicht für sonderlich eitel und habe keine Lust, meine Haare zu stylen. Waschen, föhnen, fertig.
Die meiste Zeit waren sie hochgesteckt, damit sie mir nicht im Gesicht rumfliegen.

Umso mehr hat mich in dem Moment geschockt, wie wichtig mir die Haare scheinbar waren.

Es war ja keine spontane Entscheidung, die erst getroffen wurde, als ich auf dem Stuhl saß, sondern ich hatte mich bewusst dafür entschieden: die Haare kommen ab.

Ich wäre vorher überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass ich Probleme damit haben würde.

Es sind doch nur Haare. Und sie wachsen wieder nach. „Meine Haare wachsen wie Unkraut“ war ein beliebter Satz von mir.

Echt erstaunlich, was einem in diesem Moment alles durch den Kopf gehen kann.

Gedankensturm

Einen Thought-Storm (Gedankensturm) nennt Nicola Bird das.

Ich erinnerte mich daran, wie ich Leute belächelt hatte, die beim Frisör anfingen zu heulen, weil die Haare zu kurz waren. Oder nicht so, wie sie hätten sein sollen. Dafür hatte ich NULL Verständnis.

Ich erinnerte mich an einen Kommentar meiner Oma, als ich mir als Teenager meine Haare von po-lang auf schulterlang schneiden ließ, weil ich aufgrund der schweren Haare immer Kopfschmerzen hatte. (Ick könn blaen – ich könnte heulen)
Ja, ich könnte jetzt auch heulen.

Ich erinnerte mich daran, dass sich im Video von Justin Hines‘ Lied „Courage“ ein Sohn eine Glatze schneiden ließ, als seine Mutter an Krebs erkrankte und ihre Haare verlor.
Und ich immer dachte: Das würde ich auch machen. Ist ja üüüüüberhaupt kein Problem.

Aber dieses Mal hatte ich mich falsch eingeschätzt!
Und wie!

Jetzt saß ich selbst hier und hätte heulen können.

Und es ging nicht mal darum, mir eine Glatze schneiden zu lassen.
Es ging nur um lächerliche 30cm Haare, die abgeschnitten werden sollten, weil ich das wollte.
Das tut nicht mal weh.

Ich hätte heulen, weil ich so geschockt über meine Reaktionen war.
Irritiert.
Baff.
Geschockt.

Und weil ich nicht wusste, wie ich mich entscheiden sollte.
Egal was ich machen würde, es würde sich sowieso falsch anfühlen.
Dabei gab es eigentlich gar nichts mehr zu entscheiden, denn ich hatte mich ja schon längst dazu entschlossen, meine Haare zu spenden.

Mich umzuentscheiden stand überhaupt nicht zur Debatte.

Ich stehe zu meinem Wort und zu meinen Versprechen. Auch, wenn es allen außer mir wurscht gewesen wäre und niemand auf die Haare gewartet hat.

Schließlich haben wir das Ganze auf den nächsten Termin vertagt, damit die Haare noch etwas wachsen konnten.

Dann war das halbe Jahr „Schonfrist“ um und der neue Termin fürs Haare schneiden stand an.
Ich war wirklich gespannt auf meine Reaktion.
Und auch, wieviel cm die Haare gewachsen sind.

Die Tage vorher merkte ich schon, dass sich meine Gedanken immer wieder um’s Haare schneiden und den Termin drehten.
Dass mein Mann ständig "zum letzten Mal" die langen Haare fotografieren wollte und mir immer wieder erzählt hat, wann der Termin ist, hat es nicht besser gemacht. ?

Aber immerhin ist mir direkt aufgefallen, dass es nur ein Thought-Storm (Gedankensturm) war, der sich aufbauen wollte.

Beim Friseurtermin wurde zuerst das Maßband rausgeholt, gemessen und mit „die sind aber schön gewachsen“ kommentiert.
Dann kam noch mal die Frage: du willst sie immer noch spenden?

Ich merkte, wie ich mich selbst beobachtete: wie zum Teufel reagiere ich jetzt?

Entschlossen nickte ich und sagte: aber klaro! … und keine 5 Minuten später war der Zopf ab.

Haare ab

Währenddessen beobachtete ich mich weiter, ob nicht gleich doch noch Zweifel aufkommen -  auch wenn es zu spät ist.

Kein neuer Gedankensturm.
Keine komischen Überlegungen.
Keine Zweifel.

Sondern nur: endlich ab damit! Wie HERRLICH!
Außerdem sind es ja nur Haare. Meine Haare wachsen wie Unkraut und sind vermutlich schneller wieder lang, als gedacht.

Diese Reaktion hätte ich schon beim ersten Termin erwartet.

Auch wenn ich inzwischen sehen kann, wie es zu meiner Reaktion beim ersten Termin kam, bin ich immer noch irritiert über mein damaliges Gefühlschaos…
Das hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Und die Erkenntnis, dass ich nicht vorhersehen kann, wie ich mich in Situation xy fühle oder wie ich reagieren werde.

Ist dir beim Lesen auch eine Situation in den Sinn gekommen, in der dich deine eigene Reaktion überrascht, schockiert, traurig gemacht, wütend gemacht hat oder dir peinlich war?

Hast du dich selbst auch schon mal damit überrascht, dass du total anders reagiert hast als erwartet?

Schreib mir doch im Kommentar davon.






Michaela Thiede

Michaela Thiede


Ich bin Energetischer Coach und seit 2015 die Organisatorin vom Klopf-Kongress.
In meiner reinen Online-Praxis begleite ich Menschen mit chronischen Schmerzen auf ihrem Weg in die Schmerzfreiheit.
Mit meine Klienten fokussierte ich mich auf das Finden der Ursache(n) für die Beschwerden, um sie dann aufzulösen und dauerhaft loszulassen.

Gerne unterstütze ich dich auch bei deinem Thema.

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