Vom guten Umgang mit dir selbst

… oder di​ch in Form bringen - körperlich, geistig & seelisch

Ein Gastbeitrag von Margarete Deußen-Müller

Kennst du das auch -  die vielen, vielen Kleinigkeiten des alltäglichen Lebens, die dich aus dem Gleichgewicht bringen können?

Das eins zum anderen kommt und sich ein selbstverstärkender Prozess entwickelt, der sich auswachsen kann zu massiven Problemen?

Das Gefühl, von Glaubenssätzen und Gedankenströmen regelrecht „aufgefressen“ zu werden?

Eine Möglichkeit, dem zu begegnen, ist das tägliche, themenorientierte Klopfen.


Dich auf den Weg machen zu dir selbst

Durch ständiges achtsames Selbsterforschen und Wertschätzen in Verbindung mit Klopfen kannst du zu der Person werden, die du gerne sein möchtest. Du kannst dich annehmen, wie du jetzt gerade bist, weniger Vorurteile, Selbstvorwürfe und Geringschätzung zu dir und anderen zulassen, dich bestärken und dich schätzen (lernen).

Selbst festgefügte Glaubenssätze und langwierige Beschwernisse können durch fortwährendes in Kontakt kommen zu dir selbst und bewusst werden, wer du bist und wohin du möchtest - in Kombination mit Klopfen - zu einem authentischen, situationsadäquaten Handeln führen.

Diesen Weg zu dir selbst möchte ich dir am Beispiel von Claudia (Name geändert) aufzeigen.

auf dem Weg zu mir


Ich darf nur leben, wenn ich für andere da bin

Claudia kam zu mir, weil ihr Leben  aus dem Gleichgewicht geraten war und sie das dumpfe Gefühl hatte, dass in ihrem Leben grundsätzlich etwas schief läuft.

Im Gespräch während einer Sitzung entdeckt sie bei sich den folgenden Glaubenssatz:

“Ich darf nur leben, wenn ich für andere da bin.“

Sie war immer und jederzeit für andere da und konnte nicht NEIN sagen. Tief im Innersten meinte Sie, dass ihr das nicht zustehen würde, dass sie nicht berechtigt ist, auch für sich selbst und für ihre eigenen Belange zu sorgen. Dieses Verhalten hatte bereits Folgen …


Die Folgen auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene

Auf der körperlichen Ebene zeigte sich das durch ständiges Aufeinanderbeißen der Zähne, besonders in der Nacht. Ihre Backenzähne waren bereits stark abgeschliffen, die Kau- und Nackenmuskulatur stark verspannt. Claudia war deswegen bereits in ärztlicher Behandlung.

Auf der geistigen Ebene hatte Claudia Angst vor der Reaktion ihres Ehemannes, wenn sie ihn nicht mehr rund um die Uhr bedient. Und sie hatte ein schlechtes Gewissen nur bei dem Gedanken, ihre eigenen Interessen und sich selbst und die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen.

Auf der seelischen Ebene litt Claudia ebenfalls. Sie war ständig gereizt und fühlte sehr oft eine dumpfe verzweifelte Wut in sich. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Leben so nicht stimmig ist.


Wohlwollen und Zuneigung der anderen

Ihr war bis zu diesem Moment nicht klar, wie sie mit sich selbst umging. Sie hatte Angst, ohne das zu wissen, den anderen zu verstimmen und sein Wohlwollen und auch seine Zuneigung zu verlieren.

Claudia erkannte, dass sie selbst dafür verantwortlich war, dass sie es über viele Jahre zugelassen hatte, jederzeit gestört und unterbrochen zu werden, um sich um Angelegenheiten anderer zu kümmern. Im Laufe der Jahre hatte sie sogar häufig in "vorauseilendem Gehorsam" gehandelt, weil sie die Bedürfnisse der anderen so gut kannte.


Der Wunsch nach Veränderung

Claudia möchte sich auf der körperlichen Ebene - Zähne knirschen -, geistigen Ebene - anders ihren Verstand einsetzen - und auf der seelischen Ebene - Gedanken, Gefühle & Verhaltensweisen - umstellen lernen.

Die Veränderung von Claudias Verhalten ist in diesem Fall etwas schwieriger, weil ihr Veränderungswunsch nicht nur sie selbst betrifft, sondern auch andere Menschen davon betroffen sind. Es wird für diese Menschen sehr ungewohnt und auch unbequem, wenn Claudia lernt, gut für sich selbst zu sorgen. Wenn sie lernt, NEIN zu sagen und konsequent ist. Daher muss sie mit ganz erheblichem Gegenwind rechnen. Ihr Umfeld wird es sicher nicht widerstandslos hinnehmen, wenn der "Service" sich ändert.

In solchen Fällen - wenn es nicht nur um dich geht – kann es angemessen sein, anfangs einen erfahrenen Coach hinzuzuziehen.


Gemeinsames Klopfen

Die Ausgangssituation war folgende:

Frühstück

Claudia, die oft für ihren Mann das Frühstück gemacht hat, blieb an einem Morgen ganz bewusst in ihrem Zimmer. Sie hörte ihren Mann mehrmals sagen: „Ich bin dann gleich weg!“ und fühlte einen Aufforderungscharakter in dieser Aussage:

Mach mir Frühstück! Wenn du dass nicht tust, gehe ich ohne Frühstück aus dem Haus!

Claudia blieb in ihrem Zimmer, sie machte ihrem Mann nicht das Frühstück, der deshalb ohne Frühstück zur Arbeit ging. Claudia fühlte sich sehr schlecht und elend, obwohl sie sich so verhalten hatte, wie sie es wollte.

Wie fühlte sich das für Claudia an, wenn sie im hier und jetzt zu der Szene mit ihrem Mann schaut und nicht im vorauseilenden Gehorsam zu Diensten gewesen ist?

Sie fühlte ein schlechtes Gewissen und einen Kloß im  Hals.

Wie beschwert fühlte sie sich ungefähr auf einer Skala von 0 - 10?

Die Null bedeutet, zu diesem Teil der Geschichte fühlt sie sich im Moment ausgeglichen, die Zehn stellt die maximale Belastung im Moment dar.

Claudia gab eine 7 an für das schlechte Gewissen, das Schuldgefühl und den Kloß im Hals.

Wir fingen mit dem Einstimmungssatz am Handkantenpunkt an. Der Satz stellt dar, was gerade mit ihr ist und wo sie mit sich hin will und nimmt auch schon einen Teil von Selbstakzeptanz mit hinein:

Auch wenn ich bei dieser Geschichte ein  schlechtes Gewissen habe und einen  Kloß im Hals spüre, wenn sich mein inneres NEIN meldet, ich will mich ok fühlen und mich ernst nehmen lernen.

Auch wenn ich mich so schwer tue mit meinem NEIN und alle anderen tieferen Gründe               dafür, bewusst oder nicht bewusst, bekannt oder nicht bekannt, irgendwie bin ich okay.

Auch wenn ich einen dicken Kloß in meinem Hals fühle bei dem Thema "mich leben lassen mit meinen Interessen“, ich bin auch okay, ich nehme mich selbst an und nehme mich ernst mit meinen Hemmungen und mit meinem schlechten Gewissen. Ich will das auflösen.

Jetzt weiter an allen Klopfpunkten: dieser dicke Kloß in meinem Hals, ich erlaube mir, dass er sich auflösen darf. 

Nach der ersten Klopfrunde fühlte Claudia in sich hinein. Wie fühlte sie sich, was sagte ihr Hals? Hatte sich etwas verändert? Und wenn ja, in welche Richtung? Hatte sich ihr Gefühl des schlechten Gewissens vielleicht in Wut gewandelt? Was ist mit dem dicken Kloß geschehen?

Wie beschwert fühlte sie sich auf einer Skala von 0 - 10?  Sie sollte nur ganz kurz hinschauen und eine Zahl nennen.

Mit dem, was sie gefühlt hat, fanden wir angepasste Einstimmungssätze, wie z.B.

Auch wenn ich jetzt gar kein schlechtes Gewissen fühle, stattdessen vor Wut platzen könnte, so lange schon da drin zu stecken, ich will diese Kraft der Wut einsetzen für mich zu sorgen, wie auch immer. Ich kann mir das erlauben. Gott bin ich froh, dass mein Hals sich freier anfühlt, ich scheine auf dem Weg zu sein, mich zu lassen und es geht mir gerade besser. Dieses bisschen Gefühl in meinen Hals, ich verabschiede das. Ich bin ok so, wie ich gerade bin.

Wir arbeiteten mit der Wut und mit dem Körpergefühl, was sich gerade gezeigt hat. Nach den Sequenzen schauten wir immer, was sich geändert hat und haben den Klopfsatz dementsprechend angepasst.

Bei Claudia kam nach einigen Klopfrunden das Thema Angst hoch und ihr Magen schnürte sich zusammen, als sie noch einmal in die Frühstückssituation hinein spürte. Auch hier konnte Claudia durch Klopfen ihr Energiesystem ausgleichen und sie erlebte das für sie ganz neue Gefühl, sich wohl mit dieser Lebensszene zu fühlen.

Am Anfang ihrer Klopfarbeit gelang es Claudia nur für einige Stunden, sich wirklich wohl und ausgeglichen zu fühlen. Für ihren Körper, ihren Geist und ihre Seele war das Gefühl des Sich-wohl-fühlens zu neu, ihr System konnte diese Ausgeglichenheit nicht lange "aushalten".


Stoppzeichen

Der Glaubenssatz "Ich darf nur leben, wenn ich für andere da bin"  hatte bei Claudia im Gehirn eine starke mehrspurige "Denkautobahn" geschaffen. Sie verstand jetzt aber immer mehr, wie sie diesen Gedanken, den jetzt unerwünschten Gedanken, geistig unterstützt hatte.

STOP

Wir klopften intensiv ein Stoppzeichen, Claudia malte dieses Stoppzeichen und sie übte mehrmals am Tag, ihre Gedanken und Gefühle wahrzunehmen, zu hinterfragen und zu stoppen. Sie lernte, sofort zu klopfen, wenn unerwünschte Gefühle hochkamen und  sie gewöhnte sich langsam an ausgeglichene Gefühle. Ihr Körper, ihr Geist und ihre Seele lernten, dieses Gefühl der Ausgeglichenheit auch auszuhalten.

Durch das regelmäßige Klopfen lernte Claudia, Vertrauen in sich und ihre Gefühle aufzubauen, sich selbst zu achten und im Kontakt mit anderen Menschen ihre eigenen Interessen ernst zu nehmen. Und sie lernte, sich anderen Menschen und ihren Anliegen zuzuwenden, ohne ihre eigenen Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren.

Diesen immerfort währenden Prozess gilt es für Sie beizubehalten, um körperlich, geistig und seelisch in Form zu bleiben.

Aufräumen

Was kannst du nun tun, wenn du bei dir selbst ein ähnliches Verhalten wie bei Claudia entdeckst?

Wenn du dich auf den Weg machen möchtest, eine umfassend gesunde Lebensführung zu finden, die zu dir persönlich passt?

An dieser Stelle beginnt das "Aufräumen" in dir selbst:

  • Werde dir bewusst, während du in Kontakt zu anderen trittst, was du fühlst und denkst. Nimm auch deine Ängste und Hemmungen wahr und fühle, was sie dir sagen wollen. Auch der Körper meldet sich manchmal durch Druck oder Engegefühl in der Brust, Kloßgefühl im Hals, Schmerzen und/oder Unwohlsein im Magen-Darm-Bereich, Ohrgeräusche etc.                                                                                                                 
  • Entwickle die Fähigkeit, dich durch ein NEIN von Forderungen und Erwartungen abzugrenzen. Übe, NEIN zu sagen. Zuerst innerlich, dann leise zu dir selbst, etwas später zu Menschen, vor denen deine Angst nicht so groß ist.                                            
  • Mach dich auf den Weg auf den Gleichklang mit anderen zu „verzichten“, um dir selbst die Sicherheit und Stabilität zu geben, Achtung und Selbstliebe geben zu können.

Dich selbst in Form bringen

Betrachte eine einzelne Lebensszene, die typisch ist für ein bestimmtes Lebensthema (z.B. „Bedienen“).  Dann spüre in dich hinein: Wer bist du an dieser Stelle gewesen, wie hast du dich gefühlt und wie möchtest du dazu werden - mit Respekt und Wertschätzung dir selbst gegenüber.

Das, was dann hochkommt, klopfen, so wie oben im Beispiel beschrieben.

Wichtig ist, so lange dran zu bleiben, bis sich dieses Lebensthema aufgelöst hat und du der oder die sein kannst, die du sein möchtest. Dann erst mit dem nächsten Lebensthema (der nächsten Lebensszene) beginnen.


Und wenn die Zeit nicht reicht …

Auch wenn du dir wenig Zeit für dich nimmst, kannst du z.B. die Zeit auf dem „stillen Örtchen“ nutzen, eine Runde zu klopfen. Du kannst dich selbst bestärken, dich schätzen (lernen) und weniger Vorurteile, Selbstvorwürfe und Geringschätzung zu dir und anderen zulassen.

Ein Vorschlag:

Auch wenn ich immer noch sehr unzufrieden mit mir bin, nutze ich das stille Örtchen hier, um mir zu sagen, ich bin auf dem Weg, ich tu was ich kann und es geht nicht schneller und ich will mit mir einverstanden sein. Ich bin OK.

Ich wünsche dir viel Erfolg!

Schreib mir doch im Kommentar, wie du mit solchen Situationen umgehst und was du aus diesem Beitrag für dich mitgenommen hast.






 Margarete Deußen-Müller 


Ich bin Margarete Deußen-Müller und arbeite seit 2000 in meiner Praxis für körperliche & seelische Gesundheit im schönen Neuss am Rhein. Zu meinen Schwerpunkten gehören die Einzelarbeit, Ausbildungen und Analytische Selbsterfahrungsgruppen. Ich bin Gründungsmitglied im Verband für Klopfakupressur e.V. (ehemals EFT-D.A.CH.).

Mehr zu mir und meiner Arbeitsweise findest du auf meiner Website oder in meinen Infobriefen, die du unter https://eft-kurse.de/infobriefe/ abonnieren kannst.

Praxis für körperliche & seelische Gesundheit
Margarete Deußen-Müller
Lerchenstr. 18
41466 Neuss
Tel. 02131 369 3458

www.eft-kurse.de

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