Ruhig bleiben, wenn der Hund nicht auf dich und deine Kommandos hört

der Hund hört nicht

Hast du schon gemerkt, dass der Hund noch viel weniger auf dich und deine Kommandos hört, je mehr du dich darüber aufregst und je mehr dich das stresst?

Die Frage ist:

Wie schaffst du es, ruhig zu werden?

Diese Übung wirkt besonders gut, wenn du sie in Ruhe machst.
Wenn du dir etwas Zeit nimmst und in Ruhe mitarbeitest.

Wenn du schon mitten im Stress bist, dann fällt sie dir vermutlich nicht ein.

Und je mehr Stress du im Vorfeld schon abgebaut hast, desto weniger schnell verlierst du deine Geduld und Ruhe, wenn der Hund wieder mal nicht das macht, was du von ihm erwartest.

Es ist so leicht gesagt:

Du musst ruhig bleiben. Gelassenheit und Souveränität ausstrahlen.

Wenn der Hund aber gerade seinen Kopf durchsetzt und überhaupt nicht auf das reagiert, was du von ihm möchtest, dann ist es in der Praxis oft kaum zu schaffen.

Je ärgerlicher und wütender du wirst, desto weniger reagiert der Hund auf deine Kommandos.
Je weniger der Hund auf deine Ansagen hört, umso ärgerlicher und gestresster wirst du.
So schaukelt sich die Situation oft sehr schnell hoch.

Grafik Hund hört nicht

Du weißt bestimmt, dass der Hund deine Körpersprache lesen kann.

Du kannst ihm 10-mal laut sagen: SITZ!

Wenn du aber selbst nicht daran glaubst, dass er auf dich hört und sich hinsetzt, dann wird er das vermutlich auch nicht tun.
Er spürt deinen Zweifel.
Ganz egal, wie sehr du versuchst, sicher und überzeugend zu klingen.

Hast du schon mal mit Affirmationen gearbeitet?

Dir also „schöne Dinge“ gesagt, die du gerne haben oder erreichen möchtest?

Dann kennst du das vielleicht, dass du dir – in sehr bestimmtem Tonfall – gesagt hast:
ich bin rank und schlank.

Beim Blick in den Spiegel hattest du vielleicht sogar das Gefühl, dass dich deine Speckrollen auslachen.
Weil das, was du gesagt hast meilenweit von dem entfernt ist, was du fühlst.
Und was für dich „die Wahrheit“ ist.

Dieses Gespür hat dein Hund auch.

Immer.
Du kannst ihm nichts vormachen – egal, wie sehr du es versuchst.

Vielleicht merken deine Freunde oder deine Familie nicht, wenn du etwas fakst, aber dein Hund weiß es sofort.

Und er reagiert auf das, was echt ist.
Nicht auf die Worte.

Darum ist es auch so wichtig, dafür zu sorgen, dass du wirklich ruhig bleiben kannst und nicht versuchst, zu faken.
Die Mühe kannst du dir wirklich sparen.

Nimm dir jetzt einen Moment Zeit und denk an die letzte Situation, in der dein Hund deine Kommandos ignoriert oder zumindest nicht richtig befolgt hat.
Mach dir Notizen dazu.

Was genau stresst dich an der Situation besonders?

  • War es ein bestimmtes Verhalten des Hundes? (Gekläffe, Ziehen an der Leine, Anspringen, Weglaufen,…)
  • Waren andere Personen beteiligt und haben Kommentare dazu abgegeben? (blöde Sprüche, Erziehungstipps, belustigte Blicke,…)
  • Wie fühlst du dich jetzt, wenn du an die Situation zurückdenkst?
  • Ist es dir peinlich, dass du den Hund nicht im Griff hast?
  • Bist du wütend, weil der Hund dich und deine Kommandos ignoriert? 
  • Kratzt es an deiner Ehre, dass er dich nicht als „Chef“ ansieht?
  • Fühlst du dich ohnmächtig, weil du nicht weißt, wie du es schaffst, dass er jemals auf dich hört?
  • Hast du Angst davor, dass er wieder so reagieren könnte?
  • Hast du Angst, dass etwas Schlimmes passieren könnte? (abhauen, Beißvorfall,…)
  • Welche Gedanken hast du über dich und den Hund? Ich bin zu blöd, ihn zu erziehen / der Hund will mich ärgern / das macht der Hund absichtlich / warum hört der Hund bei xy, aber bei mir nicht,…
  • Welche Körperreaktionen nimmst du wahr? (Kloß im Hals, Druck im Bauch, schlecht Luft bekommen, innerliches Erstarren, Anspannung,…)

Schreib dir alles auf, was dir dazu einfällt.

Das kann eine Weile dauern, aber es lohnt sich.

Wie wäre es, wenn dein Hund deine Kommandos befolgt?
Oder wenn du ruhig bleibst, selbst wenn er es mal nicht tut?
Das sollte dich motivieren, dir die Zeit zu nehmen.

Nachdem du alles aufgeschrieben hast, bewerte den Stresswert jedes Aspekts auf einer Skala von 0-10. 

SUD Skala

Wie sehr stresst dich das, wenn du jetzt daran denkst?
Schreib dir je eine Zahl dazu auf.

Zum Beispiel:
Ziehen an der Leine – 8
Ärger auf den Hund – 8
ungefragte Erziehungstipps von anderen Personen – 9
Scham, dass der Hund nicht hört – 9
Innere Anspannung – 6
Befürchtung, dass der Hund beim nächsten Mal wieder nicht hört: 4
Usw.

Wenn du es dir zutraust (wenn nicht, dann lass dich bitte unterstützen!), dann fang mit dem Teil an, der den größten Stress in dir auslöst.
Von den Beispielen wären das die ungefragten Erziehungstipps oder die Scham, dass der Hund nicht hört.

In diesem Fall könnte dein Set-up-Satz lauten:

Auch wenn mich die ungefragten Erziehungstipps _______ (wie?) machen, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.

Auch wenn es mir soooo peinlich ist, dass mein Hund (besser den Namen einsetzen) überhaupt nicht auf mich gehört hat, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.

Auch wenn ich mich schäme, dass mein Hund (besser den Namen einsetzen) meine Kommandos ignoriert, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.

An den Klopfpunkten sagst du dann z.B. meine Wut (oder wie es dich macht) über die Erziehungstipps / das ist mir sooo peinlich / meine Scham

Je genauer du die Sätze dem anpasst, was du in dir wahrnimmst, desto wirksamer ist es.

Falls du unsicher bist, dann klopf zuerst meine Vorschläge oder bei meinem Video mit.
Du merkst sehr schnell, dass du ruhiger wirst und Stress loslässt.

Klopfpunkte klassische Klopfakupressur

Handkante 3x

Auch wenn ich mich über______________ (Hundename) so ärgere, weil sie einfach nicht auf mich hört, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
Auch wenn ich so wütend auf ____________ (Hundename) bin, weil sie meine Kommandos ignoriert, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
Auch wenn es mich total stresst, dass _________ (Hundename) nicht auf mich hört, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin. Und ich entscheide mich, den Stress loszulassen

Augenbraue: mein Ärger
neben dem Auge: mein Ärger über ____________ (Hundename)
unter dem Auge: ich bin so wütend
unter der Nase: und gestresst
unter der Lippe: ________ (Hundename) hört einfach nicht
Schlüsselbein: ________ (Hundename) macht was er/sie will
auf dem Kopf: ich bin stocksauer

Augenbraue: und genervt
neben dem Auge: was mache ich falsch?
unter dem Auge: warum hört ________ (Hundename) nicht?
unter der Nase: ich bin so sauer
unter der Lippe: so wütend
Schlüsselbein: und es ist mir peinlich
auf dem Kopf: dass ________ (Hundename) mich und meine Kommandos ignoriert

Augenbraue: mir ist wichtig, dass ________ (Hundename) gut erzogen ist
neben dem Auge: dass sie abrufbar ist
unter dem Auge: aber es klappt nicht
unter der Nase: zumindest nicht immer
unter der Lippe: und das macht mich (was löst das in dir aus?)
Schlüsselbein: das macht mich
auf dem Kopf: ich fühle mich

Augenbraue: dieser Stress
neben dem Auge: mein Körper fühlt sich (wie genau? Füg ein, was du wahrnimmst!)
unter dem Auge: meine Körpersymptome
unter der Nase: meine Körperreaktion
unter der Lippe: meine Körperreaktion
Schlüsselbein: meine Gedanken (welche? Sprich sie aus!)
auf dem Kopf: meine Gedanken

Augenbraue: ich bin zu blöd
neben dem Auge: ________ (Hundename) ist zu blöd
unter dem Auge: das lernt ________ (Hundename) nie!
unter der Nase: ich lerne das nie
unter der Lippe: dieser Stress
Schlüsselbein: ich lasse all das los
auf dem Kopf: ich lasse es los

Augenbraue: ich spüre, wie es leichter wird
neben dem Auge: ich schaffe es, alles loszulassen
unter dem Auge: Stück für Stück
unter der Nase: ich werde ruhiger
unter der Lippe: entspanne mich
Schlüsselbein: komme bei mir an
auf dem Kopf: bin gelassen

Tief durchatmen

Wie fühlst du dich jetzt?
Merkst du, dass dir das Klopfen gut getan hat?

Wenn der Stress noch ziemlich groß ist, dann klopf weiter. Wiederhole die Klopfrunde – möglichst mit dem, was du aufgeschrieben hast. 

Jetzt schau noch mal wieder auf deine Notizen.
Spür in jeden einzelnen Aspekt hinein und bewerte den Stresspegel erneut.
Hat sich etwas verändert?

Erwarte nicht, dass alles nach einer Runde auf 1-2 oder sogar auf 0 ist!

Selbst wenn sich jeder 2. Aspekt nur um 2 Punkte auf der Skala verändert hat, ist das schon ein tolles Ergebnis.

Und ganz wichtig: spür nach, wie du dich jetzt fühlst.
Wie geht es dir?
Fühlst du dich entspannter und gelassener?
Genieße es!
Und sei stolz darauf, dass du es geschafft hast dich zu entspannen.

Falls dein Hund in der Nähe ist – beobachte, ob er sich gerade anders verhält.
Du wirst merken, dass sich dein Hund automatisch mit dir zusammen entspannt.

Wiederhole diese Übung, bis alle Teile bzw. Aspekte auf 0 sind.
Gib dir und deinem System Zeit für die Verarbeitung und erwarte nicht, alles an einem Tag lösen zu können.
Jede Veränderung auf der Skala ist ein Fortschritt – den dir dein Hund vielleicht sogar direkt im veränderten Verhalten spiegelt.

Gewöhne dir an, dich täglich zu entstressen.
Das wird sich nicht nur positiv auf das Verhalten deines Hundes auswirken, sondern du merkst selbst auch sehr schnell, wie gut dir das tut.

Schreib mir doch im Kommentar:

Welche Erfahrung hast du mit der Übung gemacht?
Wie hat dein Hund darauf reagiert? 

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