6. August

TOXISCHE SCHAM NACHHALTIG MIT KLOPFAKUPRESSUR AUFLÖSEN

Scham ist von seinem Ursprung her ein Gefühl, das uns zeigt, wenn wir Regeln von Familie, Gesellschaft oder einer anderen Gruppe missachtet haben und damit deren Integrität verletzt haben. Wenn das Gefühl der Scham zu einem Dauerzustand wird, belastet es die Person selbst, wie aber auch die Beziehung zu den Menschen in ihrem Umfeld.

Elena Sophie Coenen beschäftigt sich in diesem Artikel damit, was toxische Scham ist und wie sie entstanden ist. Sie gibt dir aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen umfassende Hinweise, wie du mit ganzheitlichem Klopfen und Körperwahrnehmung wieder zu deinem authentischen Selbst zurückfinden kannst.

Wie kannst du toxische Scham mit Klopfen achtsam in den Fluss bringen?

Hallo an alle Anwender der vielfältigen Klopfakupressur-Techniken und alle, die sich tiefer mit dem Thema Scham und körperwahrnehmender Arbeit beschäftigen wollen😊

Es ist mir ein großes Anliegen, meine Erfahrungen in der Selbstanwendung und mit anderen Menschen zu teilen und ich freue mich über die Inspiration, die ich damit vielleicht weitergeben kann. Ich beschäftige mich seit über fünf Jahren mit EFT, Systemischer und Struktureller Klopfakupressur (Einbinden einzelner innerer Strukturen, Konflikte und innerer Teams) ins Klopfen. Durch die Vielfalt meiner Erfahrungen in Therapie- und Coachingrichtungen habe ich eine Kombination für mich entwickelt, die es mir ermöglicht, mein Gesamtsystem immer mehr von toxischer Scham zu befreien.

Kombiniere Klopfen mit anderen Methoden

Methodenvielfalt ist für mich essenziell geworden, auch in der Klopfakupressur. Deshalb möchte ich euch zuerst ermutigen: Probiert aus, was für euch passt und kombiniert, wenn ihr den Impuls verspürt! Es gibt kein richtiges oder falsches Klopfen und es darf alles mit einbezogen werden, von Methoden aus der Verhaltenstherapie, Kunst- und Gestalttherapie, NLP und körperorientierter Traumaarbeit. Gebt euch selbst die Erlaubnis, das Klopfen genauso einzusetzen, wie es für euch stimmig ist und hört auf die Impulse eures Körpers. Lasst euch von euch selbst überraschen!

Was ist Scham und wann ist sie toxisch?

Scham ist eine soziale Ressource, die uns anzeigt, wenn wir die Regeln unserer Gruppe/Familie/Arbeitsteam missachtet und damit Integrität verletzt haben. Haben wir in unserer Kindheit gelernt/gespiegelt bekommen, dass wir und unser Selbstausdruck nicht in Ordnung sind, egal wie sehr wir uns anstrengen, wird Scham von der Ressource zur Dauerbelastung: Wir schämen uns ununterbrochen, sogar nur vor uns selbst!

Wenn wir uns ducken, wegschauen, mit den Augen zucken müssen, unsere Aufmerksamkeit weggeht, diffuse Verwirrung und Schwindel hochkommt, Starre im Körper und Angstimpulse sich plötzlich zeigen, befinden wir uns in Zuständen, wo wir einfach nur im Boden versinken wollen, uns aber gleichzeitig zeigen wollen, wie wir sind, sagen wollen, was uns wichtig ist, Grenzen setzten sollten…aber es einfach nicht können! Wir können uns zutiefst für unser Selbst, unsere Existenz, unser Aussehen und alles, was mit unserem Körper, unserem Sein und unserem Selbstausdruck verbunden ist, schämen.

Wir haben Angst, für die kleinste Bewegung und den kleinsten Ausdruck von Selbstenergie bestraft zu werden, da wir in der Kindheit gelernt haben, dass es den Ausstoß aus der Familie/Gruppe bedeutet, wenn wir uns so zeigen, wie wir sind. Können wir durch diese Reaktionsmuster nicht unseren natürlichen Impulsen folgen, verletzen wir damit unsere eigene Integrität und unsere Würde, als Wir-Selbst leben und uns entfalten zu wollen.

Meiner Erfahrung nach sind häufige Aussagen wie „Du brauchst dich nicht zu schämen, sei einfach locker!“ oder „Du musst nur an deinem Selbstbewusstsein arbeiten!“ total kontraproduktiv, wenn auch gut gemeint. Wir schämen uns dann nur noch mehr, dass wir nicht so sind, wie von uns erwartet wird. Innerlich wehren wir die Scham ab, indem wir bspw. über andere urteilen, uns über andere erheben, oder das Gesagte ausblenden/verdrängen, uns sogar selbst neu erfinden und uns unzählige Rollen und Masken aufsetzen, mit denen wir uns irgendwann identifizieren. Innerlich fühlen wir uns extrem klein und unfähig vor der Welt.

Der Weg zu einem freien Selbstausdruck

Oft wird in Begleitungen und Therapien die Auswirkung von Scham nicht ausreichend beachtet bzw. nicht gewürdigt für das, was sie für unsere Integrität in der Ursprungsfamilie über all die Jahre bewirkt hat. Scham und deren Kompensationsmuster bewusst zu machen und mit dem Klopfen achtsam in den Fluss zu bringen, kann der Weg in einen freieren authentischeren Selbstausdruck sein.

Die wirkungsvollsten Erfahrungen habe ich persönlich gemacht, als ich:

  • auf meine Körperimpulse gehört habe und die Klopfmethode angewendet habe, die gerade aus der Situation mit mir selbst entstanden ist
  • Körperübungen zur Regulation meines Nervensystems einbezogen habe (Scham verursacht Dauerstress im System, der langsam abgebaut werden kann)
  • strukturell geklopft habe und die einzelnen Körperwahrnehmungen, Bilder, Gedanken, Gefühle in Bezug auf zutiefst schambehaftete Kontexte auf einer mitfühlenden Ebene nachvollziehen konnte
  • erkannt habe, dass hinter vielen Angst-Anteilen (ausgeschlossen zu werden, bestraft zu werden, wenn ich etwas nach außen bringen will) eigentlich Scham steckt
  • der Scham einen Raum von Annahme und Mitgefühl gegeben habe und die Scham über das Sich-Schämen-Müssen mitgeklopft habe (Vor anderen Menschen verstecken zu müssen, dass wir uns schämen, verursacht noch mehr Stress)
  • es den Scham-Anteilen und denen, die sich nicht ausleben durften, erlaubt habe, gemeinsam um die Zeit in eingeschränkter Lebendigkeit und Lebensenergie zu trauern
  • mich Schritt für Schritt in meinen Körper und seine Wahrnehmungen habe fallen lassen und angenommen habe, dass es seine Zeit dauern darf, bis es sich für manche Anteile sicher anfühlen kann, die Verbindung mit dem Körper wiederherzustellen (Scham bewirkt oft, dass Anteile/Wahrnehmungen in Bezug auf den Körper abgespalten werden (mit uns selbst in Kontakt und mit anderen auf unterschiedliche Weise))
  • angefangen habe, mich mehr zu bewegen im Laufen, Tanzen, Spüren und den Körper nicht nur mehr gepflegt, sondern auch trainiert habe, Impulsen nach Bewegung gefolgt bin, wodurch mein Körper die über Jahre aufgebaute Anspannung in Bezug auf die schambehafteten Erinnerungen verstoffwechseln konnte
  • langsame Bewegungen aus körperlicher Starre gewagt, dabei geklopft habe und in die einzelnen Körperbereiche geatmet und reingefühlt habe, als würde ich tief in meinen Körper hineinhören

Energetische Ebene mit Körperwahrnehmung kombinieren

Auch mich von Coachingvorurteilen zu lösen, dass es doch eine schnelle und leichte Lösung für das Thema gibt, half mir, freier zu werden.  Meiner Erfahrung nach ist es vor allem mit der Klopfakupressur auf energetischer Ebene mit Einbezug der Körperwahrnehmung möglich. Oft erfordert es von uns Hingabe und Durchhaltevermögen, uns auf die inneren Prozesse einzulassen, die mit dem Klopfen angestoßen werden und es braucht Ressourcen, um in Alltag, Beruf und Beziehungen einen würdevollen und achtsamen Umgang damit zu finden:

  • sich Zeit geben für Wahrnehmungspausen, Innehalten, Reinspüren, tief atmen, Umarmungen, Strömen (JSJ), Singen oder Summen, Umgebung wahrnehmen, Boden unter sich fühlen, Klopfen, wo die Scham gerade im Körper am stärksten zu spüren ist
  • ein wohlwollendes Umfeld schaffen, in dem sich Anteile möglichst sicher fühlen können
  • im Familien- und Freundeskreis informieren, wenn möglich und eigene Reaktionen offenlegen, um nicht mehr verstecken zu müssen, dass man sich schämt
  • Kontakt zur Natur, zu Tieren, Pflanzen
  • Humor: Über sich selbst (würdevoll) lachen, hilft bei der Annahme von Scham
  • Geduld mit sich selbst und anderen

Eigentlich geht es um Liebe

Scham möchte ernst genommen, gesehen, gewürdigt werden für alles, wovor sie geschützt hat und schützen wollte in all der Zeit. Sie möchte in ihrem Potenzial gesehen werden, mit anderen Menschen respektvoll und achtsam umgehen zu können, Grenzen zu wahren und ein Gespür für die Bedürfnisse anderer zu haben und die eigenen gleichzeitig wahren zu können – Wir erkennen wieder, dass es doch eigentlich immer um Liebe ging und geht! Wir können uns sowohl uns selbst als auch dem Gegenüber wieder liebevoller zuwenden und können immer mehr in unserem eigenen Tempo aus unserem vermeintlich sicheren Versteck herauskommen (Gib dir die Erlaubnis für deine individuelle Entwicklung im eigenen Tempo und lass deinen Körper dieses Tempo vorgeben.)

Die Geschenke, wenn du die Scham in deinem System integriert hast

  • Wir bekommen unsere Lebensenergie wieder zurück
  • Wir breiten uns energetisch aus und möchten spielerisch erkunden und ausprobieren
  • Wir haben weniger Angst vor Fehlern
  • Wir fühlen uns gesünder und unternehmungsfreudiger
  • Wir können offener auf Menschen zugehen und mehr Vertrauen schenken
  • Wir fühlen uns mit uns und unserem Körper in dieser Welt sicherer und geborgener
  • Wir fühlen uns sicherer, die zu sein, die wir sind und können Entscheidungen nach Impulsen heraus entschlossen folgen, Grenzen setzen, uns behaupten und uns in unserer Einzigartigkeit und Kreatürlichkeit wie Sexualität mehr in der Welt zeigen

 Mit Scham-Anteilen arbeiten

Zum Abschluss möchte ich euch noch ein paar Beispiele geben, wie mit Scham-Anteilen einzeln oder als Integration ins „innere Team“ geklopft werden kann. (Sprich dabei direkt den Anteil in dir an, der sich schämt (A.d.R.) :

  • „Danke, dass du dich zeigst und dass du jetzt den Mut dazu hast. Du hast sooo unglaublich viel geleistet, um Zugehörigkeit zu bewahren und uns irgendwie Sicherheit (in dieser Welt) geben zu können.
  • „Du wirst jetzt gesehen und gehört (wenn das für dich jetzt der richtige Zeitpunkt ist)“
  • „Du musstest soo viel kämpfen, damit wir uns irgendwie zugehörig fühlen konnten.“
  • „Du hattest soo viel Angst, ausgeschlossen zu werden und ganz alleine dazustehen, vollkommen abgeschnitten. Und aus deiner Sicht hattest du gute Gründe dafür!“
  • „Du gehörst dazu und du bist im inneren Team ein wichtiger Bestandteil und warst es immer, auch wenn wir dich ausschließen mussten, um Zugehörigkeit zu erfahren.“
  • „Du musstest soo lange als übergroße Scham in unserem Team wirken. Dabei hast du ein unglaublich wichtiges Potenzial, das du vielleicht noch gar nicht genau kennst.“
  • „Deine Potenzialkraft in unserem Team wird gebraucht und wir geben dir alle Zeit, die du brauchst, um ganz bei uns und in deinem Potenzial anzukommen.“
  • „Und wir sind alle ok, wie wir sind!“ (Diese Aussage richtet sich an die Gemeinschaft der inneren Anteile (A.d.R.))

Ich wünsche euch Klopfer:innen von Herzen ganz viel Mut, Kreativität und Achtsamkeit für euren persönlichen Selbstbefreiungsweg!

Viele Grüße

Elena Sophie Coenen

Elena Sophie Coenen
Psychologische Beraterin, Coach und Klopfakupressur-Begleiterin

www.elenasophiecoenen.de


Ich heiße Elena Sophie Coenen, bin ausgebildete Psychologische Beraterin und Coach und befinde mich seit über fünf Jahren auf meiner persönlichen Reise mit verschiedensten Techniken der Klopfakupressur. Ich bin überzeugt von Methodenvielfalt und beziehe alles Gelernte und Erfahrene kreativ und intuitiv in meine Klopfakupressur-Begleitungen ein.

Menschen wahrhaftig zuzuhören und sie mit allem, was sie sind und erlebt haben, zu sehen und zu würdigen, steht für mich genauso im Vordergrund wie der Einbezug der Körperwahrnehmung.