Deine Regeln der Kindererziehung werden ignoriert

Bei Oma durfte ich das aber.

Das ist ein Satz, der in Eltern immer wieder Ärger aufkommen lässt. Vielleicht kennst du das von dir auch.

Du hast den Eltern / Schwiegereltern / Freunden (oder wer auch immer das Kind beaufsichtigt) gesagt, wann Schlafenszeit ist und was das Kind nicht essen soll, aber sie halten sich einfach nicht daran.

Du möchtest das nicht vor dem Kind diskutieren, aber auch nicht übergehen – hast aber jetzt keine Zeit für ein ausführliches Gespräch und musst das erst einmal hinnehmen und den Ärger runterschlucken.

Oder du suchst das Gespräch und die Antwort „ist doch nicht schlimm“ macht dich noch wütender.

Was machst du in diesem Fall?

Erst einmal tief durchatmen!

Bevor du das Thema ansprichst ist es wichtig, dass du runtergekommen bist und Stress losgelassen hast. Andernfalls führt das vermutlich eher dazu, dass du Dinge sagst, die du nicht sagen wolltest. Oder zumindest nicht auf diese Art und Weise.

Nimm dir etwas Zeit für dich und klopf alles, was du in dir wahrnimmst.
Ärger, Frust, Ohnmacht, Hilflosigkeit, nicht gesehen werden, mangelnder Respekt, keine Wertschätzung,…
Alles, was es in dir auslöst, dass deine Regeln & Vorgaben nicht eingehalten wurden.

Wenn du dich wieder beruhigt hast, dann kannst du das Gespräch suchen – besser in Abwesenheit des Kindes.

Natürlich ist es wichtig, Grenze zu setzen.
Und diejenigen, die das Kind betreuen, sollten sich auch an die Vorgaben halten.

Trotzdem ist es sinnvoll, noch mal genau hinzuschauen:

Was genau ist für dich so schlimm daran, dass die Grenzen nicht eingehalten wurden?

Es geht übrigens nicht darum, dass es völlig okay ist, dass deine Grenzen überschritten wurden!

Es ist aber eine schöne Einladung, genau hinzuschauen, was dir wirklich Stress macht. Vielleicht liegt der Hase ganz woanders im Pfeffer, als du dachtest.

Welche Folgen hat es für das Kind, dass deine Vorgaben nicht eingehalten wurden?

Verträgt es diese Lebensmittel nicht (oder nicht gut) und leidet später an den Folgen, wie z.B. Bauchschmerzen?
Ist es total aufgedreht, wenn es zu viel Zucker gegessen oder getrunken hat?

Wurden die Gründe vorher deutlich kommuniziert oder hast du nur gesagt „das Kind soll xy nicht essen“?

Entspricht es vielleicht „nur“ nicht deiner Ernährungsform?

Was befürchtest du, könnte passieren, wenn deine Regeln nicht eingehalten werden und das Kind etwas zu essen bekommt, was es eigentlich nicht soll?

Schreib dir alles auf, was dir einfällt.

Wurden die Gründe vorher deutlich kommuniziert oder hast du nur gesagt „das Kind soll xy nicht essen“?

Hält das Kind immer die gleichen Schlafenszeiten ein oder schwankt das am Wochenende? Was befürchtest du, wird passieren, wenn es später ins Bett geht?
Nimm dir ruhig einen Moment und schreib dir alles auf.

Das ist dein „Klopffutter“.

Vielleicht ärgert dich auch einfach, dass deine Grenzen (wieder mal?) nicht eingehalten wurden.
Du hast den Eindruck, dass deine Meinung nichts zählt?
An wen oder was erinnert dich das?
Mach dir Notizen.

Was befürchtest du, könnte generell passieren, wenn deine Regeln nicht eingehalten werden?

Achte auch auf deine Gedanken.
Was denkst du – über dich und die Person(en)?

  • War ja klar, dass sie wieder machen, was sie wollen
  • Die wollen mich nur ärgern
  • Können sie sich nicht einmal an Absprachen halten?
  • Warum müssen sie meine Erziehung boykottieren?
  • Ich muss hinterher sehen, wie ich das wieder gradebiege
  • Wie soll ich mich da noch durchsetzen?
  • Immer bin ich diejenige, die alles verbietet.
  • Immer bin ich die Böse.
  • ...

Wenn du dein Kind oft von anderen betreuen lassen musst (beruflich, gesundheitlich, oder aus welchem Grund auch immer), dann schau dir auch an: was macht das mit dir?

Was macht es mit dir, dass du nicht immer für dein Kind da sein kannst?

Dass du andere Menschen brauchst, die dich unterstützen?

Lässt du z.B. den Eltern / Schwiegereltern mehr „durchgehen“, weil du auf ihre Unterstützung angewiesen bist und würdest gerne öfter sagen: so geht das nicht? Das „kannst“ du aber nicht machen, weil du nicht weißt, wie du es ohne ihre Hilfe überhaupt schaffen sollst?
Hast du ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Kind? Den Aufpassern?

Schreib dir einfach mal alles auf, was dir dazu einfällt.

Vielleicht erinnerst du dich auch an bestimmte Situationen.
Oder an etwas aus deiner Kindheit.

Wie war das bei dir als Kind? 

Warst du immer zu Hause oder haben auch mal andere Personen auf dich aufgepasst?
Wie ging es dir damit?
Hast du dich dort wohlgefühlt oder warst du froh, wenn du wieder zu Hause warst?
Hast du Streit zwischen deinen Eltern und den Großeltern (oder anderen Aufpassern) mitbekommen, weil sie dir mehr durchgehen ließen?
Wie hast du dich in der Situation gefühlt?

All das kann (unbewusst) auch heute noch eine Rolle spielen!

Je mehr du von diesen alten Sachen auflösen kannst, desto unkomplizierter wird meist auch der Alltag.

Zum Einen triggert dich das Thema nicht mehr so und zum Anderen ändern die Personen sehr oft wie von Zauberhand ihre Verhaltensweisen, über die es vorher immer wieder Stress gab.
Einfach, weil du nicht mehr in Resonanz damit bist.
Du hast innerlich auf einen anderen Sender umgeschaltet.

Plötzlich halten sich Oma und Opa an die Vorgaben, das Kind wird zur verabredeten Zeit ins Bett gebracht und es gibt keine nicht erlaubten Süßigkeiten mehr. 

Erinnere dich auch: wie war es in deiner Kindheit? 

Wenn du bei Oma und Opa (oder anderen „Aufpassern“) warst, durftest du dort mehr als Zuhause bei den Eltern?
Wie hat sich das für dich angefühlt?
Hast du es genossen?
Hattest du Geheimnisse mit deinen Großeltern, weil du dort Dinge durftest, die Zuhause verboten waren und worüber nie gesprochen wurde?
Wie hast du dich damit gefühlt?
Wie hat sich das auf das Verhältnis zu den Großeltern ausgewirkt?

Schwelge ruhig in Erinnerungen.

Und wenn du feststellst, dass dir das richtig gut getan hat und dass du es super fandst, dass bei den Großeltern andere Regeln gegolten haben, dann denk noch mal drüber nach, ob du deinem Kind das nicht auch – in einem gewissen Rahmen - „gönnen“ möchtest.

Du fühlst dich gerade ertappt?

Weil du zu denjenigen gehörst, die sich nicht an die Regeln halten?
Dann klopf das, was du in dir wahrnimmst.
Scham, Schuld, schlechtes Gewissen, etc.

Pass die Fragen an deine Situation an, beantworte sie und klopf mit deinen Antworten.

Wenn du möchtest, kannst du dann natürlich auch das Gespräch mit den Eltern des Kindes suchen und deine Sichtweise erklären.

Schreib mir doch im Kommentar: Kennst du das Problem (von welcher Seite aus?), wie bist du bisher damit umgegangen und was hast du aus dem Beitrag mitgenommen?

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